Die Büchse knallt im Deutschen Wald
21. Juni 2003
Kunstverein Hannover
Ein Jagdstück – Interaktive Performance mit Publikum
* 1 Luftgewehr
* ein Deutscher Wald
* und dessen jagdbare Tiere
* ein sachkundiger Instruktor
* jagdliche Signale
Heil Euch, Männer der grünen Tracht! Der Jagdhörner Signal hell
jubelnd klingt es vom Berg bis in das Tal zum frohen Gruße, zum Gruße
für Euch. Willkommen seid uns, schießt gut, trefft gut, Ihr Jägersleut'
Jägersleut' habt frohen Mut!
Hirsch tot! Den edlen Hirsch im tiefen Tann' nach hoher, herrlicher
Pürsch ich mir gewann. Halali!
Füchslein rot, bist jetzt tot. Frech und keck; liegst du heute auf
der Streck'. Alle List zwecklos ist, bist nun doch ins Garn gegangen.
Der Fuchs ist tot.
Halali!
Der Has' ist tot, ist mausetot. Er hat den ganzen Balg voll Schrot.
Der Has' ist tot. Der Has' ist tot.
Jagd aus, die Jagd aus!
Das Jagen ist zu Ende!
Halali!
Meditationen über die Jagd
Damit das Jagen möglich sei, ist allerdings eine künstliche Vorbereitung
notwendig. Sogar der Staat muß eingreifen, die Gehege schützen und
die Schonzeit festsetzen, ohne die es kein Wild gäbe. Aber verwechseln
wir nicht das Künstliche mit der Fiktion: was an der Jagd künstlich
ist, geht dem Jagen selbst voraus und bleibt außerhalb. Wenn sich
der Mensch von heute innerhalb dieses Bereichs von Bedingungen, die
das Künstliche geschaffen hat, anschickt zu jagen, so ist das, was
er tut keine Fiktion, keine Farce; es ist im wesentlichen dasselbe,
was der Mensch in der Altsteinzeit tat.
Der einzige Unterschied, der zweifellos entscheidend ist, liegt darin,
daß für diesen das jagen der Schwerpunkt seines ganzen Lebens war,
während es sich für einen sportlichen Jäger nur um eine vorübergehende
Ausspannung und gleichsam eine Parenthese in seinem eigentlichen Leben.
Aber diese andere Wesen, das die Parenthese ausfüllt, ist auch nicht
unecht. Darauf beruht die Doppelseitigkeit der Situation, die es so
erschwert, sie zu beschreiben.Der Jäger ist gleichzeitig der Mensch
von heute und der von vor 10.000 Jahren. Beim Jagen rollt sich der
lange, lange Prozeß der Weltgeschichte auf und beißt sich in den Schwanz.
Ortega y Gasset