HEIMSPIEL
83. Herbstausstellung niedersächsischer Künstler Eröffnung: Freitag, 1. September, 18Uhr,
NORD/LB art gallery, 02.09.2006 – 25.10.20
Degenhard Andrulat, Katharina Arndt, Thomas Behling, Daniel Behrendt, Götz Bergmann, Rolf Bier, Fabian Bohnmann, Michael Botor, Astrid Brandt, Johann Büsen, Lisa Busche, Bettina Cohnen, Franziska Cordes, Stefan Demming, Thomas Dillmann, Jacqueline Doyen, Max Elzholz, Birte Endrejat, Dennis Feddersen, Dennis Feser, Christiane Fichtner, Thomas Ganzenmüller, Sebastian Gräfe, Sebastian Grätz, Nicolas Hallbaum, Cosima Hanebeck, Peter Heber, Dirk Hennig, Ute Heuer, Gilta Jansen, Claudia Kapp, Ralf Küster, Sandra Kuhne, Lotte Lindner & Till Steinbrenner, Andrea von Lüdinghausen, Hannes Malte Mahler, Thomas Misik, Johanna von Monkiewitsch, Stefan Roigk, Frank Rosenthal, Antje Schiffers, Andy Scholz, Daniel Schürer, Christine Schulz, Rainer Splitt, Rüdiger Stanko, Ralf Tekaat, Timm Ulrichs, Janina Wick
Glaubenszeich(nung)en
Jeder glaubt an etwas, an irgendetwas. Auch du.
Hannes Malte Mahler lädt den Besucher seiner interaktiven Installation dazu ein, auf Papier festzuhalten, woran er festhält, das, woran er glaubt. Glaubhaft zu zeichnen – aufzuzeichnen.
Eine Art offene Wahlkabine aus einem lichten blauen Acrylglas steht mit Papier und Bleistiften in entsprechenden Behältern zu diesem Zweck bereit. An dem Tisch angekommen stellt der Besucher erst einmal fest, woran er glaubt, holt einen Glaubenssatz - ob religiöser, politischer oder privater Natur – aus dem eigenen Inneren. Davon macht er sich zunächst ein Bild und dann macht er ein Bild auf dem Papier.
Denn Bilder sollst du doch machen. Keine Karikaturen, Plakate oder Werbetafeln – weder zur Missionierung noch zur Beleidigung, sondern Abbilder eigener Bekenntnisse für den privaten Gebrauch.
Mit einem Bleistift (den man übrigens behalten darf) werden die Glaubenszeich(nung)en auf dem Papier eingeprägt und somit visualisiert und materialisiert. Die eigenhändige Bildwerdung des eigenen Glaubens möge gelingen oder sich anders darstellen, als man sich vorstellte. Der Besucher prägt sich dieses Bild gut ein, verinnerlicht es und dematerialisiert es. Die Zeichnung selbst ist nun überflüssig geworden. Außerdem besteht der Gefahr, die Zeichnung könnte von Fremden Menschen oder Nachrichtendiensten eingesehen werden. Also wird sie wieder vernichtet.
In anderen Zeiten und Kulturen wäre die Zeichnung vielleicht verbrannt worden, damit ihr Rauch in die Nase einer Gottheit steigt. An Mahlers Glaubenszeich(nung)entisch schickt der Glaubende sein Blatt dagegen ganz modern durch den dafür vorgesehenen Papiershredder.
Doch die Zeichnung gibt es immer noch. Und nun in zweifacher Ausfertigung. Einmal real als unlesbare datenschützgerechte Papierschnipsel, die durch den Papiershredder gegangen sind und unter dem Tisch auf dem Haufen der Glaubenssätzezeichnungen der anderen Besucher landen, wo sie sich untereinander mischen. Und es gibt die Zeichnung noch einmal ideell, als unauslöschliches und für Dritte ebenso uneinsehbar in Herz und Hirn eingeprägtes Glaubensbild.
Michael Wolfson
Vom 2. September bis zum 29. Oktober werden insgesamt 49
Künstlerinnen und Künstler aus Niedersachsen und Bremen an drei Ausstellungsorten
in Hannover präsentiert.
Neben Newcomern werden bekannte Größen Niedersachsens wie Timm Ulrichs
vorgestellt. Im Kunstverein Hannover ist seine Arbeit »Bedrohtes Haus«
zu sehen. Über einem Glashaus kreist bedrohlich eine Abrissbirne.
Erst durch das Abschalten des Stroms wird diese zum Ende der Ausstellung
das Haus zerstören. Neben dieser skulpturalen Installation des Konzeptkünstlers
wird Gilta Jansen eine installative Malerei präsentieren. Weiterhin
sind im Kunstverein malerische Positionen wie die von Degenhard Andrulat
und Ute Heuer, sowie Fotografien von Sandra Kuhn und Janina Wick zu
sehen.
In der NORD/LB art gallery zeigt Lisa Busche 400 DIN A4 auf die Wand
plakatierte Ausdrucke, und Hannes Malte Mahler fordert den Besucher
in seiner interaktiven Installation auf, das zu zeichnen, woran er
glaubt. In der Städtischen Galerie Kubus sind die malerischen Positionen
von Rüdiger Stanko und Frank Rosenthal, aber auch Fotografien von
Bettina Cohnen und Cosima Hanebeck vertreten.